Václav Havel ist gestorben.
Da ich aus dem Sudetenland stamme, habe ich eine besondere Beziehung zur Tschechei.
„Eckpfeiler“ dieser kulturellen Verbundenheit sind z.B. Franz Kafka, der mit unglaublich klarer und stringenter Sprache tiefste menschliche Abgründe sichtbar macht, und „der brave Soldat Schweijk“, dessen witzige Überlebensstrategien von großer Menschenkenntnis und Menschenliebe zeugen - und die berührende und mitreißende Musik von Antonín Dvořák.
Es ist Václav Havel, der sich immer wieder durch sein Engagement in gefährliche Situationen bringt. In seinen Texten verbindet er todernste Anliegen mit einem gewitzten Sinn für das Paradoxe und Absurde - das ist das Reizvolle, und das öffnet den Blick für die Realität. Er bringt die Wirklichkeit auf den Punkt, und viele seiner Formulierungen prägen sich ein, z.B.:
„Nicht in Lüge leben“
„Nicht als Trottel sterben“
Schärfe des Intellekts, eine klare und dabei tiefgründige Sprache, hohe Einfühlung und berührende Menschlichkeit und dabei furchtlose Deutlichkeit: Darauf beruht für mich die Faszination von Vázlav Havel. Er macht mir Mut, Stellung zu beziehen und das Leben ernst zu nehmen.
Barbara Lutz-Sikora, am 18. Dezember 2011
Friedenspreis des deutschen Buchhandels (1989)
Laudatio von André Glucksmann
Preisrede von Václav Havel
Da Václav Havel keine Ausreisegenehmingug bekam, wurde seine Rede von Maximilian Schell gelesen.